Pasolini gilt als einer der einflussreichsten Filmemacher des
Autorenkinos der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts; dies nicht
zuletzt deshalb, weil er wie kaum ein anderer in seiner eigenen,
vielfältigen Arbeit die Bedeutung des Kinematographischen für die
anderen Künste, für Theorie und Gesellschaft einsichtig gemacht hat, wie
ich in meinem Buch „Figurationen des Sprechens. Pier Paolo Pasolini
herausgearbeitet habe. In meinem Vortrag möchte ich die Arbeit Pasolinis
aus einer neuen Perspektive untersuchen, nämlich in Bezug auf ihre Nähe
zu den Rhetoriken des Genrekinos: Nach Il Vangelo secondo Matteo
arbeitet Pasolini für seine sog. „Trilogie des Lebens“ erstmals wieder
mit „fremden Drehbüchern“. Diese Vorlagen zeichnen sich dadurch aus,
dass sie stark durch Wiederholungen und Variationen geprägt sind.
Ausgangsfrage meines Vortrags soll sein, inwieweit Pasolini aus den
beschriebenen Textstrukturen kinematographische Elemente formt, die
Rhetoriken des Genrekinos entsprechen. Es handelt sich um den Versuch,
die Arbeit Pasolinis erstmals auch auf seinen Umgang mit und seinen
Bezug zum Genrekino zu befragen.
Ort: Kino des Deutschen Filmmuseums, Schaumainkai 41, Frankfurt.
Filmprogramm: Decamerone, I 1971, 106 min.
Bernhard Groß, Medienwissenschaftler an der
Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig, ist der Autor von
„Figurationen des Sprechens. Pier Paolo Pasolini“ (2008).