Pasolinis erste dokumentarische Arbeit, La Rabbia, war über
mehrere Jahrzehnte nahezu in Vergessenheit geraten. Montiert aus
zahlreichen Wochenschauaufnahmen, entfaltet der Kompilationsfilm ein
Panorama der politischen und gesellschaftlichen Widersprüche der 1950er
und 1960er Jahre. Ein von Pasolini verfasster Kommentar verschweißt die
suggestiven Bildsequenzen zu einem emphatischen „Filmpoem“, das Gewalt,
Krieg, Hass und die soziale Spaltung in Arme und Reiche anklagt.
Der
Film, der heute nur als Rekonstruktion zugänglich ist, wurde von dem
italienischen Produzenten Gastone Ferranti in Auftrag gegeben und
ursprünglich zusammen mit einem zweiten Teil von Giovanni Guareschi
gezeigt, der aber wegen angeblich rassistischen Inhalts zurückgezogen
wurde. Hierdurch verschwand auch Pasolinis filmischer Essay. Erst 2008
hat Bertolucci seinen Beitrag als autonome Fassung rekonstruiert. Der
Vortrag wird die komplexe Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte dieses
engagierten Dokuments aus Pasolinis Filmographie ebenso beleuchten wie
das ästhetische Konzept des Kompilationsfilms, dessen experimentelle
Form in den 1960er Jahren vielfältig künstlerisch erprobt wird.
Ursula Frohne ist Professorin für neuere und neueste Kunstgeschichte an der Universität zu Köln.
Termin und Ort:
Do 25.06.2015, 20:15 Uhr im Kino des Deutschen Filmmuseums, Schaumainkai 41, Frankfurt
Filmprogramm:
LA RABBIA DI PASOLINI
Italien 1963/2008. R: Pier Paolo Pasolini, Giuseppe Bertolucci
Dokumentarfilm. 83 Min. 35mm. OmeU
LA
RABBIA war Pasolinis Antwort auf die Frage, „warum unser Leben von
Unzufriedenheit, Furcht, Kriegsangst und Krieg beherrscht wird“. In
einer filmischen Montage aus Materialien aus der Nachkriegszeit – von
der Krönung Elisabeths II. über Atombombentests und Aufstände in der DDR
und Ungarn bis zum Tode Marilyn Monroes – nähert sich Pasolini den
Krisenherden der Welt und enthüllt Konflikte, die zu Kriegen geführt
haben oder sich zu einem Krieg ausweiten könnten.
Alle Informationen gibt es auf der Website.