Wenn man daran denkt, dass Dante von sich selbst sagte (im
Bankett) dass er auf der Suche nach der Sprache des Volkes sei,
„umherwandernd, fast wie ein Bettler, in all den Gefilden, wo sich die
Sprache ausbreitet, die wir die unsere nennen“ (peregrino quasi
mendicando), und wenn man ferner daran denkt, dass Walter Benjamin bei
Baudelaire die Figur des Lumpensammlers aufspürte, dessen Betrunkenheit
sein mediokres Schicksal als kümmerlicher Einsammler von Abfällen in ein
glanzvolles Abenteuer verwandelt, dann wird man besonders hellhörig für
den buchstäblichen Sinn des Filmtitels Accatone, der „Bettler“
bedeutet, wo der Titelheld doch ein Zuhälter ist.
Pasolini macht aus dem fahlen Schicksal von Accatone eine antike
Tragödie. Pasolini, der Drehbuchautor von Notti di Cabiria und La Dolce
vita, und der Pasolini von Accatone und Alì agli occhi azzurri ist
selbst ein Pilger, der die dunklen und rauschhaften Seiten des Lebens
erkundet, eines Lebens, das mit dem Verschwinden der Glühwürmchen im
Lauf der 1960er Jahre ebenfalls aus den Hügeln der römischen Vorstädte
verschwindet.
Vortrag in französischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung
Ort: Kino des Deutschen Filmmuseums, Schaumainkai 41, Frankfurt.
Filmprogramm: Accatone, I 1961, 116 min.
Hervé Joubert-Laurencin ist Professor für Filmwissenschaft an der Universität Paris Ouest Nanterre La Défense.
Alle Informationen gibt es auf der Website.