Wenn die Politik den fortschreitenden chemischen Zerfall unseres
Filmbestandes weiter ignoriert, müssen wir in den kommenden Jahren mit
dem Verlust der meisten Filme aus den letzten hundert Jahren rechnen.
Die kostbaren analogen Original-Negative und Unikate unseres Film-Erbes
zerfallen lautlos, ohne Aufsehen zu erregen, ohne ein neues Leben zu
erhalten und unter behördlicher „Aufsicht“. Im „Zeitalter der
technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks“ (Walter Benjamin) ist
ausgerechnet die Filmkunst davon bedroht, dass der größte Teil ihres
Bestandes nicht mehr reproduziert werden kann und stirbt.
Am
meisten Sorgen bereiten den Filmarchiven neben den leicht entflammbaren
Nitro-Filmen auf Zelluloid aus den ersten fünfzig Jahren der
Filmgeschichte jene Werke, die seit den fünfziger Jahren auf dem
sogenannten Safety-Material Azetat aufgenommen wurden: Kinofilme, 8- und
16mm-Filme, Fotonegative, Magnet- und Mikrofilme, ferner alle Negative
und deren Kopien in Farbe oder Schwarzweiß. Wenn dieses Material, wie im
Normalfall, in einfach klimatisierten Räumen lagert (bei 20 Grad
Celsius und 50% Luftfeuchte), hat es eine garantierte Lebenserwartung
von nur 44 Jahren. Jenseits dieser vom Image Permanence Institute
(Rochester, N.Y.) ermittelten Mindesthaltbarkeit beginnt das
unkalkulierbare Risiko.
Um die Digitalisierung des Film-Erbes
zu meistern, wird vorgeschlagen, aus dem Verbund der deutschen
Kinematheken heraus eine zentrale Koordinierungsstelle zu schaffen.
Gefordert
wird eine Initiative zur Digitalisierung der gefährdeten Filmbestände
auf Bundesebene. Von der zukünftigen Bundesregierung wird eine sichere
und substanzielle Finanzierung erwartet. Die Bewahrung des Film-Erbes
ist eine nationale Aufgabe für die Zukunft. Es wird darum gebeten, die
im Rahmen der gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen tätige AG Kultur und
Medien, in ihre Beschlussfassung den folgenden Passus mit aufzunehmen:
„Die
Erhaltung des filmischen Kulturgutes ist eine gesamtstaatlich-nationale
Aufgabe. Dieses Erbe muss dauerhaft gesichert werden, um auch im
digitalen Zeitalter sichtbar und verfügbar zu bleiben. Der Bund stärkt
daher das Bundesarchiv-Filmarchiv als das zentrale deutsche Filmarchiv
sowohl personell als auch finanziell. Er fördert durch die Einrichtung
eines dauerhaften Fonds die Digitalisierung des deutschen Filmerbes.“
Alle Informationen zur Resolution und der Möglichkeit der Unterzeichnung gibt es auf der Website.