Als Reyner Banham 1972 nach Los Angeles kam, um mit einer Filmcrew an
einer Vertiefung seiner Radio-Dokumentation über die Stadt zu arbeiten,
stieg er als erstes am Flughafen LAX in ein Auto. Agnès Varda, wie auch
Thom Andersen, geht hingegen davon aus, dass man die Straßen von Los
Angeles am besten zu Fuß erwandert, weil man sie nur so versteht. „Get
out of the car“, fordert uns die Stimme des Rhthm’n’Blues-Musiker
Richard Berry am Anfang von Andersens gleichnamigem Film auf, und so
macht es der Filmemacher auch, auf seiner Suche nach den Zeichen, den
Zeichen, die „wir sind hier“ sagen und die von den zahlreichen neu (und
nicht so neu) angekommenen Immigranten hinterlassen werden, welche die
sich in die Weite erstreckende Stadt bevölkern, aber auch den Zeichen,
welche an den Verlust der historischen Orte erinnern, an denen frühere
Generationen multi-ethnischer Gemeinschaften zusammenlebten. In Vardas
MUR MURS (1981) wiederum steigen wir aus dem Auto aus, um in das
einzudringen, was der kalifornische Künstler Terry Schoonhoven als die
immersive Traumlandschaft bezeichnet, die von den Tausenden von
Wandgemälden in der Stadt geschaffen wird. Beide Filme zeigen uns ein
Porträt von Los Angeles von der Straße aus und lassen uns eintauchen in
die visuelle und klangliche Vielgestalt der Stadt. Agnes Varda hat die
Eindrücke dieser Stadt nicht nur filmisch umgesetzt, sondern 2014 auch
in einer skulpturalen Rauminstallation für das Los Angeles County Museum
of Art.
Über die Referentin:
Rita Gonzalez ist
Kuratorin für zeitgenössischen Kunst am Los Angeles County Museum of Art
(LACMA), wo sie unter anderem für die Ausstellungen „Phantom Sightings:
Art After the Chicano Movement,” “Asco: Elite of the Obscure” (Teil des
Pacific Standard Time festival des Getty Museum im Jahr 2011), “Lost
Line: Contemporary Art from the Collection,” und “Agnes Varda in
Californialand” verantwortlich zeichnete.
Gonzalez hat eine Vielzahl
von wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt, und ihre Kooperation mit
dem Filmemacher Jesse Lerner, Mexperimental Cinema, mündete in die
erste Überblicksdarstellung des Experimentalfilm- und Videoschaffens aus
Mexiko, die von einer Reihe von internationalen Museen übernommen
wurde.
Vortrag in englischer Sprache
Film:
GET OUT OF THE CAR, USA 2010, R: Thom Andersen, 34 Min.
MURS MURS, F/USA 1981, 81 Min.
Eintritt frei. Platzwahl beschränkt.
Kartenreservierung empfohlen unter 069 961 220-220.
Donnerstag, 02.06.2016, 20:15 Uhr
Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main