Gehört Kritisieren klassisch zum Alltag jeder
geisteswissenschaftlichen, ja jeder wissenschaftlichen Tätigkeit
überhaupt, so lassen sich doch bei genauerem Blick auf die Tätigkeit,
die Haltung, die Geschichte und Gegenwart von Kritik schnell kaum noch
allgemeine Aussagen über sie treffen oder aufrecht erhalten. In
Frankfurt als der Stadt, in der in den 20er-Jahren das Institut für
Sozialforschung die Tradition Kritischer Theorie begründet hat, ist es
kaum möglich, über Kritik nicht in der dort begonnenen gleichermaßen
interdisziplinären, zugleich sozial-und kulturwissenschaftlichen wie
politischen, philosophischen wie auch an konkreten Gegenständen
einzelner Fachwissenschaften orientierten Weise nachzudenken, in deren
Verlauf nicht zuletzt auch die institutionellen Rahmensetzungen selbst
in den Blick geraten.
Im Verlauf des Sommer-Semesters 2016
lädt unsere kolloquial angelegte Ringvorlesung im Rahmen des neuen
Master-Studiengangs „Ästhetik“ sowie der Studiengänge des Instituts für
TFM, des Masters Comparative Literature sowie möglicherweise weiterer
Studiengänge der beteiligten Kolleginnen und Kollegen
Geisteswissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen an der
Goethe-Universität sowie Gäste dazu ein, an exemplarischen Gegenständen
aus ihrem jeweiligen Forschungsgebiet heutige Praktiken und Probleme,
Möglichkeiten und Grenzen der Kritik vorzustellen.
Ablauf
25. April: Nikolaus Müller-Schöll (Theaterwissenschaft): „Die kritische Distanz“
02.
Mai: Achim Geisenhanslüke (Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft): „Politik der Wahrheit. Foucault, die Kritik und
die Aufklärung“
09. Mai: Julika Griem / Johannes Völz (Anglistik /
Amerikanistik) : „Jenseits von Kritik? Aktuelle anglo-amerikanische
Debatten“
16. Mai: Feiertag
23. Mai: Martin Seel (Philosophie): „Dimensionen der Kunstkritik“
30. Mai: Juliane Rebentisch (Philosophie, HfG Offenbach): „Tocquevilles Kritik der demokratischen Massenkultur“
06.
Juni: Heinz Drügh (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Ästhetik):
„RelationalAestheticsals kritische Kunst? Überlegungen zu Rafael
HorzonsDas weiße Buch.“
13. Juni: Jörn Etzold (Theaterwissenschaft):
„Kritische Zustände. Flüchtlinge im Bühnenraum“ (im Rahmen der
Projektwoche “Flüchtlingsdarstellungen” des Instituts für TFM)
20. Juni: Susanne Komfort-Hein (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft): „Chamäleon mit Kursbuch. Zu einer Geschichte der Kritik“
27.
Juni: Christoph Menke (Philosophie) und Thomas Vesting
(Rechtswissenschaft): „Das Rechtliche und das Recht. Zum Ort
gegenwärtiger Rechtskritik“
04. Juli: Petra Gehring (Philosophie, TU Darmstadt): „Moralisierende Kritik‘“
11. Juli: Vinzenz Hediger (Filmwissenschaft): „Immer auf die armen Medien. Vom Sinn der Gewalt und ihrer Kritik“