Hessische Professor*innen und Lehrbeauftragte fordern
Hans Joachim Mendig, den Geschäftsführer der HessenFilm und
Medien GmbH, in einem offenen Brief auf, sich zu erklären.
HessenFilm und
Medien GmbH | Herrn Prof. Hans Joachim Mendig | Am Steinernen Stock 1| 60320 Frankfurt am Main
Offener
Brief
Wiesbaden, 19.9.19
Sehr geehrter
Herr Prof. Mendig,
verwundert haben
auch wir zur Kenntnis genommen, dass Sie das von Jörg Meuthen im Juli gepostete
Foto, auf dem Sie mit Herrn Meuthen und Herrn Hunzinger zu sehen sind und das
Herr Meuthen mit den Worten „angeregter und
konstruktiver politischer Gedankenaustausch“ kommentierte, beim Ministerium für
Wissenschaft und Kunst als private Angelegenheit deklariert haben. Da aber Herr
Meuthen das Bild öffentlich gepostet und kommentiert hat, hat das Bild nun als
Austausch zwischen zwei Personen mit öffentlichen Ämtern eine politische
Aussagekraft. Darum sehen wir Sie
als Leiter der HessenFilm und Medien GmbH in der Pflicht, auch öffentlich
darauf zu reagieren.
Als Professorinnen, Professoren und Lehrbeauftragte im
Film- und Medienbereich an den
hessischen Hochschulen verpflichten wir uns nach demokratischen Grundsätzen zu
lehren und unterstützen entsprechend ausdrücklich die Grundsätze des
Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und der HessenFilm und Medien GmbH in
denen es heißt: “die HessenFilm verpflichtet (sich), nur solche Projekte und
Produktionen zu fördern, die die Würde des Menschen achten, die Grundrechte
respektieren und die Achtung vor dem Leben fördern.“ Weiter heißt es, vorrangig
zu fördern seien: „Filme unterschiedlicher Bereiche und Genres sowie künstlerisch
und kulturell bedeutende, gesellschaftlich relevante, qualitativ hochwertige
Film- und Fernsehproduktionen und sonstige audiovisuelle Projekte, die einen
wichtigen Beitrag zur Filmkultur leisten“. Es geht um die Freiheit der Kunst,
Respekt, Toleranz, Meinungsfreiheit.
Diese Grundsätze sind aus unserer Sicht nicht in
Übereinstimmung mit den kultur- und filmpolitischen Äußerungen und Forderungen
der AfD zu bringen, die unter anderem eine „ideologische Entschlackungskur“ der
deutschen Filmförderung fordert. Und ihr kulturpolitischer Fraktionssprecher
Marc Jongen verkündete am 23.1.18 auf seiner Homepage "die Entsiffung des Kulturbetriebs in Angriff zu
nehmen."
Aus unserer Sicht muss gewährleistet sein, dass die
Leitung der von öffentlichen Geldern finanzierten HessenFilm und Medien GmbH
die oben genannten Grundsätze zu jeder Zeit vehement gegen solche Forderungen
und sprachliche Verunglimpfungen verteidigt. Deswegen fordern wir Sie auf, sich
zu dem „angeregten und politischen Gedankenaustausch“ öffentlich zu äußern. Die
von uns im Bundesland Hessen in den Film- und Medienberufen ausgebildeten
Kreativen, aber auch die bereits im Berufsleben verankerten Medien- und
Filmschaffenden müssen sich auch in Zukunft auf eine unabhängige,
demokratischen Prinzipien folgende und der Freiheit der Kunst verpflichtete
Film- und Medienförderung in Hessen verlassen können.
gez.
Prof. Tom Schreiber
Prof. Dr. Marie Hélène Gutberlet
Prof. Jan Peters
Prof. Joel Baumann
Prof. Björn
Melhus
Prof. Bettina Blümner
Prof.
Thomas Lauterbach
Prof. Alexander Herzog
Prof. Börries Müller-Büsching
Prof.
Dr. Theo Steiner
Prof. Jörg Waldschütz
Prof. Martina
Bramkamp
Prof. Dr. Rembert Hüser
Prof. Dr. Malte Hagener
Prof. Ulrike Pfeifer
Stefan
Oliveira-Pita (Lehrbeauftragter Wiesbaden)
Carlos Gonzalo (Lehrbeauftragter
Wiesbaden)
M. A.
Littler (Lehrbeauftragter Offenbach)
Ingmar Trost (Lehrbeauftragter Darmstadt)