Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich die Reihe „Lecture
& Film“ über zwei Semester hinweg jeweils mit dem Werk einer
bedeutenden Regisseurin oder eines bedeutenden Regisseurs oder einem
thematischen Feld. Die aktuelle „Lecture & Film“-Reihe befasst sich
mit dem Thema „Black Atlantic Cinema“.
“Sich selbst sehen
durch die Augen … einer Nation, die einen mit Verachtung anblickt”: Das
ist W.E.B. DuBois‘ Formel für das “doppelte Bewusstsein”, in dem
marginale Menschen in Gesellschaften leben, die von Unterdrückung
geprägt sind. Unter dem Titel „Black Atlantic Cinema“ stellt die Lecture
& Film-Reihe eine filmische Praxis ins Zentrum, die drei Kontinente
und die Geschichte von mehreren Jahrhunderten umfasst und den Rahmen
einer nationalstaatlichen Betrachtung konsequent hinter sich lässt. In
der Reihe nähern sich Wissenschaftler:innen, Kurator:innen und
Künstler:innen den vielfältigen Weisen an, in denen Filmkünstler:innen
auf die Herausforderung des Lebens im „doppelten Bewusstsein“ antworten,
von Afrika über Brasilien und die Karibik bis hin zum (post)kolonialen
Europa.
19.12.2024, 20 Uhr
Daniel Fairfax (Frankfurt)
Symbolic Capital: Mandabi (1968) by Ousmane Sembene
„Ibrahima,
ein liebenswerter arbeitsloser Mann, der mit seinen zwei Frauen und
einer Vielzahl von Kindern in Dakar lebt, gerät aus dem Gleichgewicht,
als eine Zahlungsanweisung über 25.000 CFA-Francs von seinem Neffen in
Frankreich eintrifft. Während er den größten Teil des Geldes für die
Rückkehr des Neffen in den Senegal aufbewahren soll, verstrickt sich
Ibrahima in einen bürokratischen Alptraum, als er versucht, seinen
Identitätsstatus festzustellen, um die Zahlungsanweisung einlösen zu
können. Ousmane Sembenes MANDABI, eine Adaption seiner eigenen
satirischen Novelle Le Mandat, war der erste abendfüllende Film, der
nach der Unabhängigkeit Senegals im Jahr 1960 in der Sprache Wolof
gedreht wurde.”
An adaptation of his own novella Le
Mandat, Ousmane Sembene’s Mandabi (1968) was the first feature-length
film made in the Wolof language, following Senegalese independence in
1960. The protagonist Ibrahima (Makhouredia Gueye), an endearingly
feckless unemployed man who lives with his two wives and a brood of
children in Dakar, has his life turned upside down when a money order
for 25,000 CFA francs arrives from his nephew in France. Working in an
ironic mode, Sembene’s focus on the trans-national capital flows
symbolised by Ibrahima’s money order highlights the continued economic
control that France wields over its former African colonies.
Daniel
Fairfax teaches film at Goethe-University Frankfurt, where he
coordinates the international master degree in Audiovisual and Cinema
Studies. He is the author of The Red Years of Cahiers du Cinéma
(1968-1973 (Amsterdam University Press, 2021), has translated the
writings of Jean-Louis Comolli, Christian Metz and Jean-Pierre Meunier.
Film:
MANDABI,
Die Postanweisung, Senegal 1968. R: Ousmane Sembene. D: Makhourédia
Guèye, Ynousse N‘Diaye, Isseu Niang. 90 Min. DCP. OmU
Die Veranstaltung findet um 20 Uhr im Kino des DFF statt.
Alle Informationen gibt es auf der Webseite.