Vortrag von Angela Keppler (Mannheim)
Agnès Vardas Spielfilm
L'une chante, l'autre pas (Die eine singt, die andere nicht) aus dem
Jahr 1977 erzählt von der Selbstbehauptung zweier junger Frauen in der
Zeitspanne von 1962 bis 1976. Entlang des sich mehrfach
überkreuzenden Lebenswegs seiner beiden Hauptfiguren lässt der Film den
feministischen Aufbruch und die politischen Kämpfe in dieser Zeit
buchstäblich Revue passieren: in Form eines ebenso schrägen wie ernst
gemeinten Musicals, das sich an keine der etablierten Formen dieser
Gattung hält. Hier geht es weder darum, am Ende den richtigen Mann zu
finden noch wird eine filmische Gegenwelt entworfen, in der sich die
Ordnung der Dinge den Kopf gestellt findet. Vardas Film nimmt die
Geschlechterverhältnisse, wie sie sind, und führt mit nonchalanter Geste
vor, dass es auch anders sein kann. Seine Ästhetik des Widerstands
singt ein dissonantes Lied von der alltäglichen Widersetzung gegen
männliche Dominanz.
Angela Keppler ist Professorin für Medienwissenschaft an der Universität Mannheim.
Film: L’une chante, l’autre pas, F 1977, 120 Min.
Donnerstag, 14.01.2016, 20 Uhr
im Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt, Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main