Die Reihe Profis Plaudern Praxis (PPP) wird seit 2010 in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA) durchgeführt. Sie ist Teil der Sektion DokfestEducation des Kasseler Dokfests, die sich als eine Plattform für die Weiterbildung von Film- und Medienschaffenden versteht. Bei PPP unterstützen Profis aus den Bereichen Produktion, Regie, Beratung und Verwertung filmische Nachwuchstalente dabei, den passenden Zugang zu ihrem künstlerischen Vorhaben im Rahmen eines jährlich wechselnden Themas zu finden.
Mit dem diesjährigen Thema „Diversität im Fokus: Wege zu einer vielfältigen Filmkultur“ möchten wir Herausforderungen und Möglichkeiten von Vielfalt in der Film- und Medienproduktion, in filmischen Inhalten sowie bei deren Aufführung beleuchten.
Diversität umfasst verschiedene Aspekte wie ethnische Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, Fähigkeiten und kulturelle Hintergründe. Eine vielfältige Filmbranche und -kultur kann dazu beitragen, Geschichten zu erzählen, die die Realität der Gesellschaft besser widerspiegeln. Die Förderung von Vielfalt führt dazu, dass unterrepräsentierte Gruppen mehr Sichtbarkeit und Chancen erhalten – sowohl vor als auch hinter der Kamera. Dadurch entstehen häufig innovativere und glaubwürdigere Erzählungen, die das Publikum bereichern. Die Präsentation solcher Werke in der Öffentlichkeit kann dazu beitragen, Stereotype abzubauen, das Publikum zu erweitern und ein inklusiveres Filmerlebnis zu schaffen. Doch leider gibt es viele Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um eine wirklich inklusive und vielfältige Filmkultur zu schaffen, denn Akteur*innen, die sich für Diversität einsetzen, stoßen auf zahlreiche individuelle sowie strukturelle Widerstände.
Vier Kurzvorträge der diesjährigen Expert*innen eröffnen unterschiedliche Perspektiven auf Diversität in der Filmproduktion und in der Filmkultur. Die anschließenden moderierten Paneldiskussion dient dazu die Vorträge zu kontextualisieren und zu diskutieren. In den Einzelgesprächen – vor Ort im Medienbildungszentrum Nord im KulturBahnhof Kassel oder wahlweise via Zoom – besteht nach Voranmeldung die Möglichkeit, sich von den Expert*innen für eigene Projekte beraten zu lassen und auf individuelle Fragen einzugehen.
Das Angebot von PPP richtet sich vorrangig an Studierende aus dem Netzwerk der hFMA und an die Teilnehmer*innen des 16. Hessischen Hochschulfilmtages, ist aber für alle Interessierte offen.
FREITAG // FRIDAY 21.11. | 11:00 – 17:30
Medienbildungszentrum Nord at KulturBahnhof Kassel
- 11:00 – 12:30 Vorträge der Referent*innen
- 11:00 Tabea Hosche (Deutsch)
- 11:20 Julia Fiechter (Deutsch)
- 11:40 Tajo Hurrle (Deutsch)
- 12:00 Bartholomew Sammut (Englisch)
- 12:30 – 13:15 Moderierte Paneldiskussion
(Deutsch)
- 13:15 – 14:15 Mittagspause
- 14:15 – 16:15 Einzelgespräche
(Deutsch / Englisch)
- Via Zoom
16:30 – 17:30
Einzelgespräche (Deutsch / Englisch)

Vortragsreferent*innen und Expert*innen für Einzelgespräche
Tabea Hosche
Tabea Hosche ist Filmemacherin, Auftragsproduzentin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fachjournalistin zum Thema Behinderung und Inklusion. Sie ist selbst Mutter einer Tochter mit körperlicher und kognitiver Beeinträchtigung. Über das Leben mit ihr und den beiden Geschwistern hat sie drei autobiografische Dokumentarfilme gedreht. Für ihre Arbeiten hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sie studierte Neuere deutsche Literatur und Politikwissenschaft, hat ein abgeschlossenes Redaktionsvolontariat und ist Absolventin der Masterschool Dokumentarfilm.
Zwischen Bewunderung und Mitleid – Zur Darstellung von Menschen mit Behinderungen
Tabea Hosche vermittelt praxisnah, wie ohne Klischees und überholte Stereotype Dokumentarfilme über Menschen mit Behinderungen gedreht werden können. In ihrem Vortrag geht sie auf die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Film und Fernsehen ein und zeigt anhand ihrer autobiografischen Filme über ihre Tochter auf, was ihrer Meinung nach, wichtig ist und bedacht werden sollte bei der filmischen Begleitung von Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen.
Julia Fiechter
Als Autorin und Creative Producerin setzt Julia Fiechter ihren Fokus auf Diversität und BiPoC-Realitäten. In Zürich geboren, schloss sie 2015 den Bachelor in Betriebsökonomie an der ZHAW ab. Nach sieben Jahren als TV-Realisatorin in Zürich und Köln studiert sie seit 2023 im Master Film an der ZHdK mit Schwerpunkt Creative Producing. 2020/2021 war sie zudem für die Öffentlichkeitsarbeit des Black Film Festival Zürichs zuständig.
Diversität im Film – eine unbewusste oder künstlerische Entscheidung?
Julia Fiechter spricht über die bewusste Verantwortung und Entscheidung, Diversität auf authentische Weise in Storytelling sowie in Cast- und Crew-Entscheidungen einzubringen – ohne in Klischeerollen zu verfallen oder Diskriminierung zu reproduzieren. Anhand eigener Praxisbeispiele zeigt sie, wie sich diese Haltung und Perspektiven konkret in künstlerische Entscheidungen übersetzen.
Tajo Hurrle
Tajo Hurrle (*1998) ist nicht-binäre*r Drehbuchautor*in und Regisseur*in mit Fokus auf queeren Perspektiven und jungen Zielgruppen. Dey realisiert preisgekrönte Kurzfilme wie „Weil ich Leo bin“ und schreibt für öffentlich-rechtliche Formate wie die beliebte Kinderserie „Schloss Einstein“.
Queeres Storytelling am Beispiel „Fuck the Cistem“
Tajo Hurrle gibt Einblick in deren Arbeitsweise am Kurzfilm „Fuck the Cistem“, der Diskriminierungserfahrungen von nicht-binären Menschen thematisiert. Dey spricht über die Entscheidung, explizit für ein queeres Publikum zu erzählen und über die Verantwortung, in diesem Kontext Diskriminierung filmisch darzustellen. Anhand von Beispielen aus Schreibprozess und Dreh zeigt dey, wie sich diese Haltung konkret in künstlerische Entscheidungen übersetzt.
Bartholomew Sammut
Bartholomew Sammut ist ein maltesisch-australischer, nicht-binärer Filmkurator. Dey begann damit, Kurzfilme zu schreiben und zu produzieren, und arbeitete anschließend für SBS TV im Kurzfilmprogramm „Eatcarpet“. Im Jahr 2006 gründete dey das XPOSED Queer Film Festival Berlin und begann 2009 für die Berlinale Panorama Sektion zu arbeiten. 2015 rief dey den Queer Short Film Fund ins Leben, eine Initiative von XPOSED.
Queering Your Program = Freude teilen
Ausgehend von einem jährlichen Treffen queerer Programmgestalter*innen haben die Teddy Awards eine weltweite Sichtbarkeit für das queere Kino geschaffen, inklusive Räume gefördert und ein transnationales Netzwerk von Filmfestivals etabliert. Dieses Erbe lebt weiter durch das Event „Queer Your Program“, bei dem Filmschaffende ihre Projekte dieser lebendigen Community vorstellen. In deren Vortrag beleuchtet Bartholomew Sammut, wie Filmfestivals zu zentralen Plattformen geworden sind, die die Landschaft des Queer Cinema gestalten und voranbringen.