Am Mediencampus Dieburg der Hochschule Darmstadt werden in der Regel Film- und Video Projekte digital realisiert. Im der hFMA-angeschlossenen Studiengang "Digitale Medien / Schwerpunkt Video" haben im vergangenen Wintersemester 15 Studierende analog gedreht. In der Nachfolge der 'Stop By. Shoot Film.'-Workshops, die Kodak jahrelang im Rahmen der hFMA veranstaltete, entstanden nun unter der Projektleitung von Prof. Thomas Carlé sechs Kurzfilme auf 16mm.
Die Motivation und das Ziel zu Beginn des Projekts waren schnell klar: die intensivere Schulung in Organisation und Drehplanung. Bei der Produktion auf analogem Filmmaterial sind Entscheidungen bares Geld, denn 10 Minuten schnittfertiges Rohmaterial müssen mit rd. 500€ kalkuliert werden!
Aufgrund dieser hohen Produktionskosten wurden Sponsoren und Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Der Frankfurter Filmverleih MBF versorgte die Filmstudierenden mit einer ARRI SR3 Super-16mm Filmkamera incl. Equipment, zu einem extrem günstigen Selbstkostenpreis! Kodak sponsorte den Workshop wieder mit sechs frischen Filmrollen. Und von privaten Spendern kamen noch einmal etwa 900 Meter Farbnegativfilm hinzu. Andec Film aus Berlin räumte einen großzügigen Rabatt bei der Entwicklung ein und die Firma DFT aus Darmstadt unterstützt die Studierenden bei der Digitalisierung des Materials.
Projektverlauf
Prof. Thomas Carlé gab eine Einführung zum Medium Film in Theorie und Praxis. Das Einlegen des Materials in die Kameramagazine wurde geübt und die Studierenden begannen zu verstehen, was es heißt mit gegebener Farbtemperatur und unveränderbaren ISO Werten zu arbeiten. Nadine Lang (freischaffende Focus Pullerin und Kamerafrau) besuchte für einen Tag den Mediencampus Dieburg und gab weitere technische Einweisungen in die Arbeit mit Film. Zur Zeit befindet sich das belichtete Material zur Entwicklung in Berlin. Im Anschluß wird es dann in Darmstadt gescannt, um während der Postproduktion digital weiter bearbeitet zu werden.
Stimmen von teilnehmenden Studierenden:
"Als die Kamera zum ersten mal lief war es am Set
plötzlich totenstill. Man hatte das Gefühl, dass sich keiner mehr gewagt
hat zu atmen. Jede Aufnahme wird mit viel mehr Respekt und
Aufmerksamkeit behandelt als beim digitalen Dreh."
"Trotz des scheußlichen Wetters haben wir einen Super
Dreh hinbekommen. Zusätzlich wurde jede Szene mit einer Canon 5DMark III
nachgedreht mit den selben Einstellung. Die Linsen waren ein großer
Meilenstein für mich und haben hoffentlich ein großartiges Bild
erzeugt."
"In der Projektgruppe bestehend aus Frank Brehm (Buch/Regie), Michael Throne, Frederic Merten (beide Kamera/Produktion) und Sebastian Spohr (Aufnahmeleitung) entstand ein genre-typischer Film Noir, in dem wir versuchten, durch gezielte Lichtarbeit die dichte Stimmung eines in Schwarz/Weiß gedrehten Kriminalfilms auf Farbfilmmaterial zu übertragen.
Hauptdarsteller Mika Metz verkörpert die Rolle des gebrochenen und Alkoholkranken Privatermittlers Carl, der auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau auf manche Zerreißprobe gestellt wird. Für uns als Team war die Arbeit mit Analogem-Material besonders reizvoll, da sie uns viele Aspekte, die bei einem digitalen Dreh als Selbstverständlichkeit gelten, genauer hinterfragen ließ. Die gewonnenen Erfahrungen - speziell im Bezug auf akkurateres und ökonomischeres Arbeiten - werden uns sicherlich auch bei zukünftigen Projekten zu Gute kommen."