Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich die Reihe „Lecture
& Film“ über zwei Semester hinweg jeweils mit dem Werk einer
bedeutenden Regisseurin oder eines bedeutenden Regisseurs oder einem
thematischen Feld. Die aktuelle „Lecture & Film“-Reihe befasst sich
mit dem Thema „Black Atlantic Cinema“.
“Sich selbst sehen
durch die Augen … einer Nation, die einen mit Verachtung anblickt”: Das
ist W.E.B. DuBois‘ Formel für das “doppelte Bewusstsein”, in dem
marginale Menschen in Gesellschaften leben, die von Unterdrückung
geprägt sind. Unter dem Titel „Black Atlantic Cinema“ stellt die Lecture
& Film-Reihe eine filmische Praxis ins Zentrum, die drei Kontinente
und die Geschichte von mehreren Jahrhunderten umfasst und den Rahmen
einer nationalstaatlichen Betrachtung konsequent hinter sich lässt. In
der Reihe nähern sich Wissenschaftler:innen, Kurator:innen und
Künstler:innen den vielfältigen Weisen an, in denen Filmkünstler:innen
auf die Herausforderung des Lebens im „doppelten Bewusstsein“ antworten,
von Afrika über Brasilien und die Karibik bis hin zum (post)kolonialen
Europa.
16.1.2025, 20 Uhr
Jennifer Blaylock (Rowan University)
The Thin Green Line Between Canons and Revolutions. On Sarah Maldoror’s Sambizanga (1972)
What happens to the revolutionary grainy aesthetics, the militancy of the imperfect image, the subversive qualities of the damaged 16mm print, when a film enters the artistic canon? This talk will compare the degradation of 16mm Sambizanga prints in circulation in the United States during the #BlackLivesMatter movement with the recent restoration of the film and its new edit of a critical scene centered on “Black joy,” to argue that the scratches of small gauge material history release a revolutionary affect that is different from the aestheticization of revolution emphasized in the conservative act of Sambizanga’s restoration.
Dr. Jennifer Blaylock is an Assistant Professor in the Department of Radio, Television & Film at Rowan University.
SAMBIZANGA spielt im Jahr 1961: Der Befreiungskampf gewinnt auch in
Angola Momentum. Mit Bildern des Alltäglichen erzählt Sarah Maldoror die
Suche Marias nach ihrem Ehemann Domingos: Er wurde inhaftiert, weil er
sich der Revolution angeschlossen hat. Dabei legt Maldoror mit
Feingefu¨hl das Alleinsein einer Frau auf einer beschwerlichen Reise
offen, und nimmt Zeit und Mu¨he in den Blick, die nötig sind, um diesen
Weg zuru¨ckzulegen. Marias Marsch, ihre Suche, entpuppt sich als
einfu¨hlsame und kraftvolle Metapher fu¨r das Leiden des angolanischen
Volkes und dessen „Entwicklung eines revolutionären Bewusstseins“. (S.
Maldoror)
Film: SAMBIZANGA (AO/FR/CD 1972. R: Sarah Maldoror)
Die Veranstaltung findet um 20 Uhr im Kino des DFF statt.
Alle Informationen gibt es auf der Webseite.