Prof. Thomas Lauterbach wurde als Professor für das Fachgebiet Bewegtbild – Schwerpunkt Filmpraxis – am Fachbereich Media an der Hochschule Darmstadt / Mediencampus Dieburg berufen. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.
1. Gibt es Regeln, die Sie als Dokumentarfilmer befolgen?
"Dokumentarisches
Arbeiten ist eine abenteuerliche Konfrontation mit seinem Thema, mit
Menschen, die man noch nicht kennt und mit sich selbst. Offenheit ist
die einzige Spielregel, die ich kenne. Dokumentarische Narrative können
vielfältige Gestaltungsformen annehmen, doch die Haltung entscheidet
über Wahrhaftigkeit und Authentizität."
2. Wie wirkt sich die veränderte Fernsehlandschaft (von linear zu non-linear) auf ihre Arbeit als Dokumentarfilmemacher aus?
"Als Filmemacher stehe ich seit ca. 10 Jahren im Beruf und befinde mich selbst noch im Wandel und in der Entwicklung. In der täglichen Arbeit bewege ich mich zwischen künstlerischen Arbeiten, VR-Projekten, Fernsehformaten, Podcasts, Animadoks,Theater und auch Ausstellungen und sammle darin sehr widersprüchliche Erfahrungen. Für mich ist das „Dokumentarische“ zuerst einmal eine Arbeitsmethode, für das man ein bestimmtes Handwerkszeug und filmgeschichtliches Wissen benötigt. Allerdings geht es mir nicht um eine Art Renaissance des Vergangenen, vielmehr möchte ich mit den Studierenden auszuloten, was für ihre Generation als Wert noch Bestand hat und welche erzählerischen Möglichkeiten, ob nun linear oder non-linear, einer Idee innewohnt."
Mit den Studierenden möchte ich
auszuloten, was für ihre Generation als Wert Bestand haben sollte und
welche erzählerischen Möglichkeiten, ob nun linear oder non-linear,
einer Idee innewohnt."
3. Was ist das Wichtigste, dass Sie als Filmemacher gelernt haben und als Lehrender an den Studierenden vermitteln möchten?
"Mir
geht es darum, dass die Studierenden erkennen, dass Ihre Themen und
Stoffe immer auch mit Ihnen selbst zu tu haben, mit Fragen an ihre
eigene Zukunft, Lebensbedingungen, Familie usw. Eigene Positionen müssen dabei nicht
zwangsläufig aus Wissen und deren Vermittlung hervorgehen, sondern
können auch aus der emotionalen Warte einen gesellschaftlichen
Zusammenhang wirklich ergründen zu wollen und tieferes Verständnis
erzeugen zu wollen, geschehen.
Im
Idealfall herrscht unter den Studierenden ein kritisch-freundliches
Arbeitsklima in dem sie ihre Sehnsüchte nach berührenden und
ausdrucksstarken Gestaltungsformen ausleben können. Zu dieser
abenteuerlichen Konfrontation möchte ich sie ermutigen und ihnen
meinerseits mit größtmöglicher Offenheit, Neugier, aber auch
intellektueller Schärfe begegnen."