Was macht ein gutes (städtisches) Zusammenleben aus? An kaum einem
Ort in Frankfurt wurde und wird diese Frage immer wieder so laut und
nachhaltig gestellt wie auf dem seit einiger Zeit so genannten
Kulturcampus – dem Gebiet zwischen Bockenheimer Depot und Senckenberg
Museum, zwischen Studierendenhaus, Institut für Sozial- forschung und
Universitätsbibliothek. Hier dachten Adorno und Habermas über Kunst und
Gesellschaft nach, hier erkämpften und erprobten Generationen von
Studierenden „den Geist der realen und tätigen Demokratie“ (Horkheimer).
Hier führten Nam June Paik und andere Größen der Fluxus- und
Happening-Szene Aktionen durch, hier setzte das Senckenberg Institut
bereits in den 1970ern einen grünen Schwerpunkt auf die Umweltforschung.
Und vom ehemaligen TAT im Bockenheimer Depot gingen avantgardistische
Impulse in eine internationale Theater- und Performanceszene aus.
Die
Veranstaltungsreihe Revolte + Experiment. Kulturcampus im Aufbruch will
daran erinnern – und will zugleich viel mehr als das: nämlich zeigen,
dass nichts davon vorbei ist. Keine der Bewegungen, die in Bockenheim
stattfinden, ist zum Erliegen gekommen, keine ihrer vielen Fragen – nach
demokratischer Teilhabe, städtischem Zusammenleben, der Rolle der
Kunst, einer nachhaltigen Ökologie – hat an Aktualität eingebüßt; ganz
im Gegenteil. In zwölf Veranstaltungen zwischen März und Juni 2018 –
organisiert mithilfe ganz unterschiedlicher Kulturinstitutionen der
Stadt und des Landes im Rahmen einer dezentralen Kooperation – setzen
sich junge wie etablierte Künstlerinnen und Künstler aus Frankfurt und
aller Welt mit Vergangenheit, vor allem aber Gegenwart und Zukunft eines
Kulturcampus im Wandel und den mit ihm verknüpften Fragestellungen
auseinander.
In einer Ausstellung, zahlreichen Performances,
Konzerten und Diskussionsveranstaltungen wollen die Veranstalter in
Erinnerung rufen, dass der Kulturcampus mehr ist als ein Spielball
ökonomistischer Stadtplanung und den werberischen Anliegen eines City
Marketings – nämlich ein lebendiger Ort kultureller Praxis und
Auseinandersetzung. Gesellschaftliche Debatte, künstlerisches
Experiment, kulturelle Vielfalt, engagierte Forschung: Dafür steht das
Gelände des Kulturcampus seit vielen Jahrzehnten. Und dafür kann es auch
in Zukunft stehen – ein wenig stadtplanerischer Mut und politischer
Wille vorausgesetzt.
Eine vollständige Auflistung und Details zu den einzelnen Veranstaltungen gibt es im angehängten PDF.