Die Ausbreitung digitaler Reproduktionsverfahren hat die Debatte
um den ambiva- lenten Status der Kopie neu entfacht, die bis auf die
Erfindung der Photographie im 19. Jahrhundert zurück geht. Das
reproduzierbare Bild verspricht eine größere Verbreitung und leichteren
Zugang, droht aber auch die Einzigartigkeit des Bildes sowie
Eigentumsansprüche seiner Rechteinhaber zu unterminieren.
Termin und Ort:
03.05.2016
18: 00 Uhr
Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Casino, Raum 1801
Vortrag in deutscher Sprache
Dieser
Vortrag untersucht den mehrdeutigen Charakter der Reproduzierbarkeit an
der Schnittstelle zwischen der Geschichte des Experimentalfilms und
künstlerischen Verwendungen des Bewegtbildes. Den Ausgangspunkt bildet
dabei eine wenig bekannte Episode der Mediengeschichte, der Versuch, in
den 1960er Jahren 8 mm-Reduktionskopien von Avant-Garde-Filmen an
private Sammler zu verkaufen. Der Vortrag zeigt auf, wie die
Bestrebungen und Wertvorstellungen, die zu solchen Versuchen gehören,
ein bestimmtes Distributionsnetzwerk aufzubauen, sich im Zeichen der
Digitalisierung wandeln und neu artikuliert werden. Insbesondere wird es
darum gehen, dass Vertriebswege nicht einfach neutrale Kanäle sind,
sondern Netzwerke, die ganz wesentlich bestimmen, wie wir Filme sehen,
begreifen und wie wir ihre Geschichte schreiben.
Erika Balsom
ist Lecturer in Film Studies and Liberal Arts am King’s College London.
Zu ihren Publikationen zählen Exhibiting Cinema in Contemporary Art
(Amsterdam University Press, 2013) sowie Documentary Across Disciplines
(MIT Press, 2016, Hg.). Ihre Studie zur Distribution von Künstlerfilmen
und Videos erscheint 2016 bei Columbia University Press. Ihre Texte
erscheinen in Zeitschriften wie Artforum, Cinema Journal, und Screen,
darunter zuletzt Studien zu Omer Fast, 3D-Techniken in der bildenden
Kunst und über den Rechen als Metapher in der digitalen Kunst.
Alle Informationen + den Vortrag als Podcast gibt es unter http://www.kracauer-lectures.de