Zu einem Zeitpunkt, an dem Italien ein bislang ungekanntes
Wirtschaftswachstum erlebt und in den Kreis der voll industrialisierten
Nationen eintritt, erklärt Pasolini in Mamma Roma (1962) das
nationalkulturelle Projekt für gescheitert, das mit dem filmischen
Neorealismus der 1940er Jahre assoziiert wird und von den
kleinbürgerlichen Aspirationen der städtischen Unterschicht getragen
war. In Pasolinis Film kommt das Scheitern dieses nationalen Projekts in
den vielschichtigen Beziehungen zwischen Sex, Musik und Wiederholung
zum Ausdruck, die eine Markierung des historischen Realen darstellen,
welches das neue Italien weder zu verarbeiten noch zu assimilieren
vermag.
Vortrag in englischer Sprache
Termin und Ort: 09.07.2015, 20:15 Uhr, Kino des Deutschen Filmmuseums, Schaumainkai 41, Frankfurt.
Filmprogramm: Mamma Roma, I 1962, 106 min.
Cesare Casarino ist der Direktor des Department of Cultural
Studies and Comparative Literature an der University of Minnesota. Er
hat eine Vielzahl von Büchern und Artikel über Literatur, das Kino und
Philosophie veröffentlicht, darunter eine Reihe von Texten zu Pasolini.
Alle Informationen gibt es auf der Website.