Die Reihe „Kracauer Lectures in Film and
Media Theory“ setzt sich zum Ziel, avancierte
aktuelle Positionen der Film- und Medientheorie und der
Medienphilosophie sowie der Medienreflexion in der Kunst- und
Kulturwissenschaft und der philosophischen Ästhetik zur Darstellung zu
bringen und damit einen Beitrag zur Erweiterung und Entwicklung des
Feldes der Film- und Medienwissenschaft zu leisten, der am schnellsten
wachsenden geisteswissenschaftlichen Disziplin in Deutschland.
Was und wie im Kino wahrgenommen wird, zeitigt nicht bloß epistemische, sondern auch die Erfahrung betreffende Effekte. Und die tief beunruhigenden Wechselwirkungen zwischen dem, was den Filmbildern geschieht und dem, was den Menschen geschieht, hat insbesondere im Nachgang der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs Erschütterungen hervorgerufen, die auch Siegfried Kracauer untersuchte, etwa im Zuge seines Testfilms, der allerdings nie über den Status des Projekts hinausgelangte.
Gilles Deleuze hat drei Phasen des Nachdenkens über Kino unterschieden, diejenige, die ihr Interesse auf das richtete, was auf dem Bild und hinter ihm zu sehen ist, diejenige, die den Status des Bildes selbst zu erkunden antrat und erörterte, ob der Blick dem standhalten konnte, was er sah. Die dritte Phase fragt ihm zufolge: Wie kann man sich in das Bild einfügen, in es hineinschlüpfen? – Das Nachdenken über Kinogefüge versucht, über die Verkettung von Ursache und Wirkung, von Film und Zuschauer*in hinausgehend ein konstitutives Zusammenspiel ebenso heterogener wie autonomer Ausdrucksformen und Körperregimes in wechselseitiger metastabiler Dynamik zu unterstellen. Ein Kinogefüge affirmiert die Transformierbarkeit und Durchlässigkeit, wie sie auch für die heutige audiovisuelle Medienlandschaft prägend sind. Die Frage, der sich der Vortrag hierbei widmet, lautet: Sind Kinogefüge, die entsprechend jene institutionellen und medialen Rahmungen, die sie ermöglichen, immer fliehen, ein guter Ort für care?
Dienstag 15.02.2022, 18 Uhr
Brigitta Kuster (Humboldt-Universität zu Berlin), Zwischen Sorge, Reparatur und Heilen: Kinogefüge
Vortrag in deutscher Sprache.
Brigitta Kuster ist Kulturproduzentin und Kulturwissenschaftlerin. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind das dritte, militante, akzentuierte oder kleine Kino sowie das Desiderat neuer radikaler postkinematografischer Gefüge sowie biometrische Grenz- und Identifikationstechnologien an der EU-Außengrenze. Sie arbeitet als Juniorprofessorin für Kulturwissenschaftliche Filmforschung und Gender an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Wichtige Informationen zur Teilnahme: Die Lectures finden online statt. Die Zoom-Einladung bekommen Interessierte von fairfax@tfm.uni-frankfurt.de
Informationen gibt es auch auf der Website. Außerdem wird es dort nach der Veranstaltung auch einen Mitschnitt geben.